Der Verschleiß der Gelenkknorpel – meist an den Knien, Hüften und Fingern – ist zur Volkskrankheit geworden. Betroffen sind viele aus der älteren Generation, dennoch ist Arthrose nicht allein eine Frage des Alters. Übergewicht und Bewegungsarmut sorgen dafür, dass auch immer mehr Jüngere darunter leiden.
Schmerzen bei Belastung, im weiteren Verlauf auch in Ruhe, sind die wichtigsten Beschwerden bei einer Arthrose. Doch auch der zunehmende Verlust an Mobilität und das damit verbundene Bewegungsdefizit machen den Patienten zu schaffen.
Heilbar ist Arthrose nicht, denn es gibt zumindest bislang keine ursächliche Behandlung – wohl aber eine symptomatische. Sie kann die Beschwerden bessern sowie zugleich das Voranschreiten des Knorpelabbaus verlangsamen und mitunter sogar stoppen. Um dies zu erreichen, stehen medikamentöse und nicht-medikamentöse Möglichkeiten zur Verfügung.
Physiotherapie
Krankengymnastische Übungen verbessern die Beweglichkeit der Gelenke und wirken zugleich schmerzlindernd. Wichtig ist, dass die Patienten lernen, wie sie ihre Gymnastik zu Hause durchführen und, dass sie dies auch regelmäßig tun.
Kälte- und Wärmebehandlungen
Bei entzündlichen Beschwerden sind Kältebehandlungen angezeigt, etwa Umschläge mit essigsaurer Tonerde oder kalte Moorpackungen. Gibt es keine entzündlichen Prozesse im erkrankten Gelenk, ist Wärme angesagt. Sie fördert die Durchblutung, entspannt die Muskulatur und reduziert so den Schmerz. Dazu eignen sich unter anderem Infrarotbestrahlungen sowie Voll- oder Teilbäder.
Elektrotherapie
Elektrischer Strom kann ebenfalls die Durchblutung des erkrankten Gelenks verbessern und auf diese Weise die Schmerzen lindern. Ein dazu häufig eingesetztes Verfahren ist TENS, kurz für transkutane elektrische Nervenstimulation.
Gewicht regulieren
Jedes Kilo zu viel lastet schwer auf den Gelenken. Deshalb lautet auch bei Arthrose die Maxime, Übergewicht zu reduzieren. Die dazu hochwirksame vermehrte körperliche Aktivität kommt der Gelenkgesundheit zusätzlich zu Gute. Lesen Sie hier mehr zum Thema Abnehmen.
Orthopädische Hilfsmittel
Einlagen und Spezial-Schuhe sind bei einer Knie- oder Hüftarthrose sehr empfehlenswert. Sie sollten allerdings individuell passend angefertigt, also maßgeschneidert sein. Nur dann ist gewährleistet, dass sie ihre wichtigen Aufgaben, nämlich die erkrankten Gelenke vor schädlichen Belastungen zu schützen, auch erfüllen.
Körperliche Aktivität ist eine der wichtigsten „Medikamente“ für erkrankte Gelenke. Die Bewegung erhöht die Durchblutung und sorgt so dafür, dass alle Gelenke des Körpers mit ausreichend Nährstoffen über das Blut versorgt werden – unerlässlich für die Funktionsfähigkeit. Darüber hinaus kräftigt Sport die Muskeln, was entscheidend ist, um die Gelenke zu unterstützen und zu entlasten.
Bei der Wahl der Trimm-Dich-Einheiten ist zu berücksichtigen, dass diese zwar viel Bewegung verschaffen, dabei jedoch nicht die Gelenke belasten sollen.
Ganz oben im Ranking stehen deshalb Schwimmen und Aquasport. Dabei nimmt der Wasserauftrieb die Last von den Gelenken. Zu bevorzugen sind Rückenschwimmen oder Kraulen.
Allen, die lieber im Trockenen aktiv sind, sind Walking und Nordic Walking zu empfehlen, die gelenkschonendsten Arten zu laufen. Dazu ist nicht mehr nötig als gutes Schuhwerk und gegebenenfalls Stöcke.
Auf dem Radsattel lässt sich ebenso viel für die Gesundheit der Gelenke tun. Allerdings sollte man dazu in Gängen radeln, die eine hohe Trittfrequenz erfordern, und möglichst in ebenen Regionen unterwegs sein.
Nicht jede Sportart ist bei Arthrose gleichermaßen gut geeignet. Hier eine Orientierungshilfe der Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention (DGSP).
> Arthrose der Fußgelenke: Rudern, Schwimmen, Radfahren, Aqua-Jogging
> Arthrose der Kniegelenke: Gymnastik, Radfahren, Walking, Kraulschwimmen, Aqua-Jogging
> Arthrose der Hüftgelenke: Gymnastik, Schwimmen, Radfahren, Walking, Aqua-Jogging.
Eine Reihe von Medikamenten kann die Schmerzen lindern und entzündliche Prozesse im Gelenk hemmen. Auf diese Weise lässt sich auch die Bewegungsfähigkeit verbessern.
NSAR
Zur Schmerzlinderung kommen meist nichtsteroidale Antirheumatika, kurz NSAR, zur Anwendung. Sie enthalten kein Kortison, daher die Bezeichnung „nichtsteroidal“.
Die bekanntesten Vertreter dieser Wirkstoffgruppe sind Acetylsalicylsäure, Ibuprofen, Diclofenac und Ketoprofen.
Was die Schmerzen nimmt, kann allerdings eine Reihe von Nebenwirkungen haben. Die häufigsten sind Magenbeschwerden, da NSAR die Schleimhaut im Magen angreifen. Zudem können diese Wirkstoffe auf Dauer die Nierenfunktionen beinträchtigen und den Blutdruck erhöhen. Deshalb empfehlen die Leitlinien, Arthrosen der Knie- und Fingergelenke vorrangig mit Salben oder Cremes zu behandeln, die NSAR enthalten. Auf der Haut angewendet, fallen mögliche Nebenwirkungen deutlich geringer aus, da weniger der Wirkstoffe in das Blut übertreten. Bei einer Arthrose im Hüftgelenk sind Präparate zum Auftragen angesichts der Größe des Gelenks und der Fettansammlungen in diesem Bereich jedoch problematisch.
Kortison
Die entzündungshemmenden Wirkungen von Kortison werden auch bei Arthrose genutzt. Präparate damit sollten jedoch nur kurzzeitig angewendet werden.
Keine Dauertherapie
Wichtig zu berücksichtigen ist, dass sowohl schmerzlindernde als auch entzündungshemmende Medikamente nicht dauerhaft angewendet werden sollen. Die Prämisse ist stets, diese Wirkstoffe nur über kurze Zeit – maximal zwei bis drei Wochen – und in der geringstmöglichen Dosierung zu nutzen.
Hyaluronsäure
Für die inzwischen häufiger angewendete Injektion von Hyaluronsäure in das erkrankte Gelenk gibt es keine eindeutige Datenlage. Ob diese Therapie wirksam ist, wird kontrovers beurteilt. Die gesetzlichen Krankenkassen erstatten daher nicht die Kosten dafür.
Extrakte aus den getrockneten Wurzeln der Teufelskralle und aus Brennnesselkraut wirken entzündungshemmend und schmerzlindernd. Bei leichten Arthrosebeschwerden kann dies hilfreich sein, sofern die Präparate über mehrere Wochen hinweg eingenommen werden. Wissenschaftlich belegt sind die Effekte allerdings nicht. Das gilt auch für Nahrungsergänzungsmittel, zum Beispiel mit Glucosamin, Chondroitinsulfat, Hyaluronsäure und Kollagen-Hydrolysat, sowie diätetische Lebensmittel zur Knorpelgesundheit, etwa auf der Basis von Grünlippmuschel. Manche Betroffene haben damit gute Erfahrungen gemacht.
Bringen die konservativen Behandlungen nicht den gewünschten Erfolg und schreitet der Knorpelabbau fort, können operative Maßnahmen erwogen werden. In Betracht kommen eine sogenannte Arthroskopie, auch Gelenkspiegelung genannt. Bei diesem minimal-invasiven Eingriff werden Knorpelfragmente entfernt. Darüber hinaus kann das Knorpelgewebe angebohrt werden. Diese sogenannte Mikrofrakturierung regt gezielt die Neubildung von Knorpelzellen an. Ein weiteres Verfahren, das sich arthroskopisch und damit schonend durchführen lässt, ist die Transplantation von nachgezüchteten körpereigenen Knorpelzellen in das erkrankte Gelenk.
Deutlich invasiver sind chirurgische Gelenkumstellungen, medizinisch Osteotomien genannt. Sie dienen der Korrektur von Fehlstellungen. Dabei wird der Knochen durchtrennt und anschließend anatomisch korrekt fixiert.
Die Ultima ratio bei Arthrose ist schließlich ein künstlicher Gelenkersatz, eine sogenannte Endoprothese. Diese Behandlungsmöglichkeit wurde in den letzten Jahren erheblich weiterentwickelt und zeigt entsprechend gute Therapieerfolge. So konnte ein künstliches Gelenk bereits zahllosen Patienten eine nachhaltige Besserung ihrer Beschwerden verschaffen und somit sehr viel an Lebensqualität zurückgeben. Wer dies in Betracht zieht, sollte sich gut auf die OP vorbereiten. Tipps dazu bekommen Sie in Ihrer Apotheke.