Nicht nur zu viele Tränen sorgen für gereizte Augen auch zu wenige können ärgerlich sein. Das Krankheitsbild des trockenen Auges wird fachlich auch als Benetzungsstörung oder als Keratoconjunctiviti sicca bezeichnet. Das Sicca-Syndrom betrifft etwa 12 Millionen Menschen. Umweltbedingungen, Lebensweisen und die älter werdende Gesellschaft haben unter anderem dazu geführt, dass sich die Anzahl der betroffenen Patienten in den vergangenen 20 Jahren verdoppelt hat.
Typisch für das Sicca-Syndrom sind Druckschmerzen sowie ein kratzendes, brennendes und juckendes Gefühl im Auge. Auch eine Rötung sowie das Gefühl, einen Fremdkörper im Auge zu haben, sind häufig zu beobachten. Die Augen fühlen sich müde an und tränen übermäßig. Haben Sie das Gefühl, Ihre Augen am liebsten geschlossen zu halten, leiden Sie unter geschwollenen Lidern, Schleimabsonderung, Lichtempfindlichkeit oder Verkrustungen am Auge? Dann wird es Zeit, einen Arzt aufzusuchen.
Sehr oft verursacht die häufige Bildschirmarbeit eine Austrocknung der Augen. Wer konzentriert auf den Bildschirm oder auf das Smartphone starrt, vergisst schnell das Blinzeln. Innerhalb einer Minute schlägt normalerweise jeder Mensch das Lid zehn bis fünfzehn Mal auf und zu. Bei dem Blick auf den Computer kann es unwillkürlich geschehen, dass jemand nur noch ein- bis zweimal pro 60 Sekunden das Lid auf und zuschlägt. Die reinigende glättende und schützende Funktion des Lidschlags ist dann nicht mehr gewährleistet. Nicht nur der moderne Lebensstil mit viel Bildschirmarbeit, Fernsehen, Zigarettenrauch sowie die trockene Heizungsluft oder Klimaanlage können die Symptomatik begünstigen, auch Kontaktlinsenträger sind häufig von Beschwerden betroffen, die ein trockenes Auge verursacht. Kontaktlinsen hindern den Fluss und die Verteilung der Tränenflüssigkeit auf der Augenoberfläche. Auch Patienten mit Diabetes mellitus, Schilddrüsenerkrankungen, Rheuma oder Neurodermitis, können unter trockenen Augen leiden. Möglicherweise haben auch Antihistaminika, Antidepressiva, oder Augentropfen mit Konservierungsmitteln zu einem trockenen Auge geführt. Zudem kann eine Hormonersatztherapie mit Östrogen die Produktion der Tränenflüssigkeit bremsen.
Je älter man wird, umso wahrscheinlicher wird es, an trockenen Augen zu leiden, da die Tränendrüsen weniger Tränenflüssigkeit produzieren. Eine wesentliche Ursache für trockene Augen sind hormonelle Veränderungen. Ärzte vermuten, dass sich dadurch die Zusammensetzung der Tränenflüssigkeit ändert. Wegen der altersbedingten Veränderungen der Körperfunktionen und bei Frauen wegen der Hormonumstellung in den Wechseljahren reduziert oft schon ab dem 50. Lebensjahr auch die Produktion der Tränenflüssigkeit. Oder die Zusammensetzung der Tränenflüssigkeit verändert sich, wodurch der Tränenfilm das Auge nicht mehr ausreichend vor Trockenheit und den damit verbundenen Reizungen schützen kann. Etwa 60 Prozent aller Frauen sind während der Wechseljahre davon betroffen.
Wie trockene Augen am wirkungsvollsten behandelt werden, hängt von der Ursache ab
Zur Therapie gegen trockene Augen kommen in erster Linie Tränenersatzmittel zum Einsatz, um die Beschwerden zu lindern. Patienten mit verstopften Lidkantendrüsen sollten sich vom Augenarzt zeigen lassen, wie sie richtig vorgehen. In schwierigen Fällen kann ein niedrig dosiertes Antibiotikum helfen, da es entzündungshemmend ist und die Fettzusammensetzung ändert.
Es gibt sehr viel verschiedene Tränenersatzmittel. Man unterscheidet sechs verschiedene Stoffklassen ( Polyvinylalkohole, Polividone, Cellulose-Derivate, Carbomere, Hyaluronsäure, Dexpatenol).
In jedem Fall ist es wichtig, gereizte oder gerötete Augen vom Arzt untersuchen zu lassen. Der Augenarzt überprüft die Tränenmenge und die Zusammensetzung des Tränenfilms. Auch Lidstellung, Hornhautoberfläche und Tränendrüsenfunktion kann er so beurteilen. Beim sogenannten Schirmertest legt der Arzt einen kleinen Filterstreifen ins Auge.